13. Chorsängerseminar 2020

Kloster Drübeck

31.1.-2.2.2020

 

Dieses Jahr lud der Diözesan-Cäcilienverband Hildesheim zum 13. Chorwochenende ins ehemalige Benediktinerinnen-Kloster Drübeck. 62 Sängerinnen und Sänger kamen in das über 1000-jährige Kloster unterhalb des Brockens, das in seiner wechselvollen Geschichte auch die vollständige Zerstörung im Bauernsturm 1525 erlebte, seit 1540 zunächst ein evangelisches Kanonissenstift beherbergte und heute eine hochwertig restaurierte Tagungsstätte der evangelischen Kirche Mitteldeutschlands ist. Die Leitung hatte dieses Jahr der Regionalkantor für die Region Hannover und Kirchenmusiker an der Basilika St. Clemens Hannover Nico Miller. Für die Stimmbildung war Christoph Rosenbaum zuständig und die geistliche Begleitung übernahm der Diözesanpräses Pfarrer Hans-Joachim Leciejewski.

Das Seminar widmete sich der englischen Chormusik. Nico Miller brachte ein Chorheft mit 14 Stücken verschiedener Komponisten mit. Zeitlich begann es mit Thomas Tallis, „If Ye Love Me“ (1565 zur Zeit Elisabeth I.). Weiter zur englischen Hochromantik etwa mit Clement C. Scholefield „The day Thou gavest Lord, is ended“ ein abendliches geistliches Danklied im übertragenden Sinn für das nicht endende britische Weltreich. Es wurde ebenso zum diamantenen Thronjubiläum Viktorias I. als auch anlässlich der Übergabe Hongkongs an China 1997 gespielt. Schließlich zur Postmoderne u.a. mit der Auftragsarbeit John Rutters zur Hochzeit des Herzogs von Cambridge William mit Kate und schließlich Bob Chilcott`s 2003 neu vertontem Irischen Reisesegen. Die Komponisten sangen selbst in Chören (Bob Chilcott etwa im Choir of King’s College, Cambridge) und wussten daher genau, wo die Belastungsgrenze eines professionellen Chores liegt. Diese Auswahl war auch deswegen bedeutungsschwer, da am ersten Tag des Seminars Großbritannien um 24.00 Uhr endgültig die EU verließ.

Die verschiedenen Epochen bedingten auch verschiedenste sängerische Herausforderungen: mal verschränkten sich die Stimmen in der Tonhöhe oder im Einsatz, dann wieder wechselten unerwartete Melodieverläufe mit Tempowechseln und das alles mit einem Stand-Up-Kirchenchor aus allen Teilen des Bistums eben wie Bob Chilcott gern sagt: completely out of the blue. Da blieb keine Zeit für die Anspannung der zum Teil sicher anstrengenden Anreise oder der Sorge um einen guten Start des synodalen Weges, der ebenfalls am ersten Tag des Seminars begann. Die Hektik wurde schon beim Einsingen ausgeatmet und dann mussten sich alle dem Ideal eines vierstimmigen Chorgesanges stellen. Gott sei Dank leitete Nico Miller mit einer warmherzigen Unbestechlichkeit. Allein am Samstag dauerten die Proben insgesamt 6 Stunden unterbrochen u.a. durch die Zeit für Einzelstimmbindung bei Christoph Rosenbaum. Mancher Teilnehmer berichtete, dass er geschwankt habe zwischen Erleichterung mal pausieren zu können und seiner Nervosität nun vorsingen zu müssen. Aber einmal die Nervosität überwunden, haben es alle dank der ermutigenden Betreuung genossen.

Samstagabend feierten alle die heilige Messe mit Pfarrer Hans-Joachim Leciejewski, dieses Jahr im Probenraum. Beim Abschluss in der Klosterkirche St. Vitus und dem Lied „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“ im Kreis stehend ahnten viele, wieviel Kraft Kirchenmusik und Gemeinschaft schenken.

Die Gesprächsrunde am Sonntag mit Pfarrer Hans-Joachim Leciejewski machte die Not der Christen im Norden deutlich, die weitgehend ohne hauptberufliche musikalische Begleitung oder Betreuung Gemeindeleben vollziehen. Nico Miller erhielt von einem verdienten Teilnehmer noch die Ehrung des herrlich vorgetragenen „Ein Pianist spielt Liszt“ von Heinz Erhardt. Der Chor wagte sich in der letzten Probe nochmal an ein neues Stück und dann war das Seminar viel zu schnell zu Ende.

Bericht und Foto: Joachim Heesing